Stiftung Warentest hätte JEDES Ergebnis veröffentlichen können, es wäre zerrissen worden.
Ja, und das völlig zu Recht. Es ist aufgrund der so unterschiedlichen Nutzungsszenarien einfach unseriös, Produkte zu benoten und daraus eine Rangliste abzuleiten. Es gibt keinen besseren oder richtigeren Weg, das zu tun; es ist und bleibt vom Prinzip her Unsinn.
Wir sind da vielleicht alle von der Schule vorgeschädigt und neigen zu dem Glauben, man könne alle Leistungen eindeutig benoten. Das klappt aber nicht.
das <Die werden doch alle von den Herstellern bezahlt>-Monster steht ja auch schon vor der Tür. Im Schlepptau Beisser <Die Ergebnisse sind vom Werbeetat abhängig> (bei Stiftung Warentest wohl zahnlos) und die Ratte <Die haben alle keine Ahnung>.
Der Einfluss der Hersteller ist, zumindest bei Stiftung Warentest, nicht das Entscheidende. (Die berüchtigten 2,50-Euro-Fotozeitschriften, die sich zu 95 % aus Werbung finanzieren, sind wieder ein anderes Thema.) Ich bin gewillt, zu glauben, dass eine "Stiftung" unabhängig agiert. Ich finde auch, diese Diskussion lenkt vom Kernproblem ab. Auch wenn man alle finanziellen Einflüsse auf die Tester 100-prozentig ausschließen kann, werden die Ergebnisse nicht besser. Ich behaupte sogar, sie würden durch den Einfluss der Hersteller auch nicht schlechter. Nutzlos bleibt nutzlos.
Und wie sollte man eine Spiegelreflex testen?
-ohne Objektiv? (Fotos extrem unscharf!)
-alle mit hochwertigen L-Objektiv? (alle außer Canon abgewertet - Objektiv passt nicht)
-oder doch mit Kit-Objektiv(Schließlich hat der Hersteller es in der Hand, was er mitliefert, könnte ja bei einer Einsteigerkamera ein hochwertiges Objektiv mitliefern!)
Man sollte sie in verschiedenen Konstellationen testen und dann ein Fazit ziehen, aus dem hervorgeht, was die Kamera einerseits mit dem mitgelieferten Objektiv uind andererseits mit alternativen/höherwertigen Objektiven leisten kann.
Aber man sollte sich niemals zu einer Gesamt-Bildqualitäts-Note oder gar einer Gesamtnote für die komplette Kamera hinreißen lassen. Das ist - per Definition - absoluter Unsinn.
Da kann der Tester noch so unabhängig sein, und meintwegen hat er auch genug Fachkompetenz (in dem Sinn, dass er den Testablauf, der ihm vorgegeben ist, korrekt durchläuft): Was da am Ende rauskommt, nutzt niemandem.
Der fortgeschrittene Amateur und Profi kann mit den Testergebnissen ohnehin nicht viel anfangen, weil sich die meisten der getesteten Unterschiede schon mit einer etwas abweichenden/fachkundigeren Bedienung der Kamera und bei Verwendung anderer Objektive in Luft auflösen. Hier mag man beschwichtigend sagen: Ein Fachmann erkennt selber die Probleme des Tests und fällt erst gar nicht auf dessen Bewertungsschema rein; Tests wie die von Siftung Warentest sind nun mal für Anfänger gemacht.
Das Testergebnis nutzt aber in Wirklichkeit auch nicht den Einsteigern, die mit Vollautomatik und JPEG-Format drauflosknipsen, weil sie durch solche Tests in ihrer falschen Meinung bestärkt werden, Bildqualität sei in erster Linie von der Kamera abhängig; dass es hierbei oft um Feinheiten geht, die durch Testverfahren zu kaufentscheidenden Unterschieden aufgebauscht werden (und die oft schon durch kleine manuelle Eingriffe sich wieder ganz anders darstellen würden), wird durch solche Tests verschleiert. Ich behaupte: Der unkundige, auf Kit-Objektiv und Automatik vertrauende Einsteiger kann - mit ganz wenigen Ausnahmen - auf jede beliebige Kamera einer Testreihe zurückgreifen und wird im Schnitt gleich gute oder schlechte Bilder damit nach Hause bringen. Die Unterschiede, die im Test zu einer besseren oder schlechteren Note geführt haben, und nach denen er seine Kaufentscheidung ausgerichtet hat, sind bestenfalls in Einzelfällen und im Detail sichtbar, und in manchen Fällen sogar Punkte, die Geschmacksfragen sind.