AW: Gezielt manuell belichten on the fly?
Ich arbeite viel auch außerhalb des Studios mit manueller Belichtung, wenn ich ähnliche Bedingungen habe und/oder genügend Zeit.
Warum? Weil es sicherer ist.
"Sicher" ist immer nur eine korrekte Messung und vor allem das Wissen, diese auch interpretieren zu können...
Mehrfach musste ich bereits unter ähnlichen Bedingungen feststellen, dass die Kamera bereits abhängig vom Standort und Bildschnitt sowie den dabei aufgenommenen Bildinhalten die Belichtung verändert und auch versaut.
Das hat aber nicht grundsätzlich mit "Belichtungsautomatik vs. manuelle Einstellung" zu tun.
Nun gibt es bspw. auf Veranstaltungen viele schnell wechselnde Lichtbedingungen. Mal draußen, mal drinnen, mal in der Tür.
Wie schaffe ich es da, gezielt und schnell bspw. auf Personen meine Belichtung manuell abzustimmen?
Messen, Messung auswerten.
Die Blende lässt man in der Regel gleich, je nach Effekt den man kreieren will. Zeit und ISO werden variiert
Merkwürdige Verfahrensweise.
Ich gehe da völlig anders heran, und im Prinzip kein bißchen anders als wie vor über 35 Jahren, als ich mit der manuellen SLR mit TTL-Messung, Anzeige im Sucher und Nachführung zu fotografieren anfing.
Im Normalfall ist die kürzeste Belichtungszeit das erste und wichtigste Parameter. Habe ich ein 200er ohne VR an der Kamera und will damit z.B. aus der Hand Personen fotografieren, die auf einem Podium oder einer Bühne agieren, dann stellen sich zwei Fragen:
a) welche Zeit braucht das 200er mindestens?
b) welche Zeit brauchen die Leute in Hinblick auf ihre Bewegungen?
Das 200er darf die 1/250 haben, lieber noch die 1/500. Wenn's nicht anders geht, geht's auch mit der 1/125. Alles was länger ist wird zum Vabanquespiel, Marke "einfach machen, Alternative wäre 'keine Aufnahmen'..."
Wer hinterm Rednerpult steht und normal gestikuliert, geht mit 1/250. Besser auch hier die 1/500. Ein bißchen "Wischer" in der Händegestik
kann gut aussehen, aber das Gesicht muß scharf. Wer auf der Bühne rumwirbelt, darf schon gern die 1/500 haben. Oder noch kürzer.
2.8 stellt schön frei, aber der Kopf des Redners ist schon nicht mehr von der Nasenspitze bis zur Schulter scharf. Je nach Objektiv, AF-System usw. usf. kann 4.0 besser sein, wg. Schärfentiefer, wg. Reserve für die Schärfeebene, usw. usf.
Die Blende als "möglichst vorgegebenen Parameter" habe ich höchstens, wenn WWW-Tiefenschärfe das wichtigste ist. Da dreht sich dann sozusagen die obige Überlegung entsprechend um.
ISO? Hängt von der Kamera ab. Wie früher vom Filmmaterial. 400 war zu Analogzeiten Standard in der Presse- und Reportagefotografie, hat das nicht gereicht, wurde gepusht, 800 ging immer, ab 1600 wurd's speziell. An dem Punkt sind wir heute wieder, wobei Geräte wie die D3 u.ä. die Grenzen langsam verschieben. Außer im strahlenden Sonnenschein am Strand stellt sich das Problem "Ich habe zu viel Licht!" aber eigentlich nur ziemlich selten.
Letztlich ist es immer ein miteinander verknüpftes Dreigespann: Zeit (Verwacklung, Wischer), Blende (Schärfentiefe, Abbildungsleistung), Filmempfindlichkeit/Sensor-ISO-Einstellung (Korn/Rauschen/Wiedergabequalität). Drei Parameter, die man jeweils situations- und bedarfsgerecht mit einander in Einklang bringen muß.
jedoch müsste ich ja schon einen Indikator dafür haben, worauf ich die Helligkeit einstellen muss.
Welche "Helligkeit" willst Du wie einstellen? Dein Licht? Blitzanlage?
Wenn Du mit der Belichtungsmessung wegen zu starker Kontraste bzw. wegen stark unterschiedlich heller Motive (dunkle Pullover, helle Pullover, munter gemixt) nicht zurecht kommst: Handbelichtungsmesser und Lichtmessung, am besten auf Graukarte.
Immer noch die sauberste Meßmethode, wenn man damit umgehen kann, was man wiederum einfach lernen muß.
Pressefotografen behelfen sich seit jeher in schwierigen Lichtsituationen mit der "Lichtmessung light" - die eigene Handinnenfläche gibt einen ausreichend brauchbaren "Grauwert".