Sorry, dass ich deinen Thread missbrauche, aber das Bild hat mich so angesprochen, dass ich mal versucht habe, mich da ein wenig mehr mit zu beschäftigen. Dabei sind mir vor allem die Linien aufgefallen. Ich hoffe, dass ich hier keinen Quatsch mache, aber ich denke, dass man das auch mal äußern und nicht nur für sich behalten sollte. Hier also meine Notizen:
Zunächst wird das Bild durch drei Schärfebereiche getrennt. Der Vordergrund und der Hintergrund sind unscharf, der Hauptschärfebereich liegt auf der Motivebene, welche die Spinne, einen Sporophyten und Fadenwerk beinhaltet. Das Moos auf der Ebene ist eher angedeutet scharf.
In dem Bild bilden sich viele Diagonalen, die zum größten Teil auf die fast mittig positionierte Spinne zeigen. Die Fäden und der rechte Teil des Vordergrunds sind dabei die essentiellen Diagonalen, aber auch ein paar Sporophyten agieren entsprechend. Von der linken Seite aus steigen diese an, ab der Mitte des Bildes fallen diese zum größten Teil, der Vordergrund bildet eine Ausnahme, da dieser nach einem kurzen Abfall zur Bildmitte wieder steigt. Dadurch bilden sich einige Dreiecke, die Spinne sitzt auf der Spitze des Großteils dieser oder wird zumindest von den Spitzen der Dreiecke "angezeigt". Die Spinnenfadendreiecke sind zudem sehr dünn, aber gut erkennbar. Eine Ausnahme stellt der Vordergrund dar, der aufgrund des Bildausschnitts von der Spinne wegzeigt, aber auch mit seiner längsten Fläche auch als Grundlage für die meisten anderen Dreiecke dient.
Das weiche Licht liegt hauptsächlich im Schärfebereich, also auf der Spinne und den Fäden. Die hellste zusammenhngende Fläche des Bildes ist der relativ zentrale Kreis im Hintergrund, die dunkelsten Punkte sind die Spitzen der Sporophyten und die Spinne, welche selbst auf einer Sporophytenspitze sitzt. An den Beinen der Spinne befinden sich zudem die hellsten Punkte des Bildes.
Farblich ist der Hintergrund vom Vordergrund gelöst, der Vordergrund besteht aus einem satten grün, der Hintergrund aus einem sanften grau und ausgeblichenen brauntönen. Die Spinne hebt sich davon nur durch die Sättigung der Farben ab und hat zudem ins braun-rötliche gehende Beine. Der Sporophyt ist gelblich mit einem grünlichen Kopf.
Das Bild hat also zwei voneinander getrennte Flächen und ein nahezu zentriertes Hauptmotiv. Der Blick wird von den aufsteigenden Diagonalen auf das Motiv gelenkt, die abfallenden Diagonalen beenden das Bild nach dem Höhepunkt wieder. Die Dreiecke zeigen zudem auf das Hauptmotiv, welches zusätzlich durch den Hell-Dunkel-Kontrast und die Farbsättigung klar hervorgehoben wird. Der Blick wird aus allen Richtungen auf die Spinne geführt, welche zusätzlich am Rande der hellsten Fläche positioniert ist.
Insgesamt gefällt mir das Bild hervorragend, es erzählt die Geschichte eines harten Tagwerks in einer kleinen, grünen Oase einer unwirtlichen Gegend mit reduzierten Farben. Die sehr hellen Punkte an den Beinen lenken den Blick weiter auf das Handwerkszeug der Spinne und bringen Dynamik in den Charakter, es handelt sich um Arbeit im Prozess, die Assoziation zu Schweißperlen liegt nahe. Der helle Kreis im Hintergrund hat Ähnlichkeit mit einer Sonne, welche tiefstehend auf die Szenerie scheint.
An eben dieser Stelle ließe sich meiner Meinung nach eine Verbesserung herbeiführen, indem die Spinne mittig in dieser kreisförmigen Fläche positioniert wird, quasi "Licht an, Spot auf die Spinne". Zudem könnte ein leichtes kippen des Bildes nach rechts die nach einem Abfall wieder steigende Diagonale des Vordergrunds zur horizontalen Linie werden lassen und das Bild etwas beruhigen.
Ich hoffe, dass ich da nichts durcheinander gebracht habe und es in Ordnung ist, das hier so zu posten. Sollte ich Fehler gemacht haben, würde ich mich freuen, wenn man mir diese aufzeigen könnte.
Letztlich aber großes Lob an kwl_bs, deine Bilder sind für mich immer wieder motivierend und vielschichtig.