Dem würde ich zustimmen. Die Frage lautet jedoch nicht: ob Selbstinszenierung oder nicht, sondern: welche Art von Selbstinszenierung? Fördert sie die Entwicklung des Menschen und trägt sie zur Entfaltung seines Charakters bei oder füttere ich eine konstruierte und scheinhafte Persönlichkeit, die mir selbst distanziert ist. Ich unterscheide zwischen einem authentischen Akt der Selbstinszenierung und dem, der darauf abzielt, seinen sozialen Wert und sein soziales Ansehen zu maximieren.
Genau das war doch immer schon so. Die Hauptarbeit von Portraitfotografen war doch immer schon das Retuschieren von Fotos, damit die Leute besser ausschauen. Der einzige Unterschied jetzt ist, dass man für Selfies eben keinen Fotografen braucht. Und weil es auch nichts kostet, werden Bilder von sich selbst massenhafter verteilt als früher Papierbilder. Wenn es diese Möglichkeit vor 1000 Jahren gegeben hätte wäre das genauso genutzt worden. Den Menschen interessiert die Wahrheit von sich selbst eher nicht sondern er will gut und interessant für andere dastehen. Und er nutzt jede sich bietende Gelegenheit und Technik dafür. Immer schon. Der Mensch ändert sich nicht.