Sehr geehrter Herr G. !
Selbstverständlich ist uns aufgefallen, dass eine Kamera, die sonst gelobt wird, bei uns nicht so gut abschneidet. Wir haben sofort eine zweite Kamera gekauft, um auszuschließen, dass wir ein "Montagsprodukt" gekauft haben. Dies geschah übrigens anonym, da wir uns von den Herstellern keine (optimierten) Kameras zu Testzwecken zur Verfügung stellen lassen, wie es praktisch alle anderen Tester machen.
Darüber hinaus haben wir uns sofort mit Nikon in Verbindung gesetzt. Aus den Gesprächen ergab sich, dass die Bildqualität mit noch höherwertigen Objektiven verbessert werden kann. Ferner bietet Nikon seit kurzer Zeit ein Firmwareupdate an, dass zumindest in Teilen die Bildqualität verbessert. Siehe:
Link zum Firmware-Update
Wie üblich haben wir alle Messergebnisse vor Veröffentlichung an Nikon zur Begutachtung weitergeleitet. Von dort wurden unsere Ergebnisse nicht beanstandet.
Es gibt eine ganze Anzahl von Kritikpunkten, die zur schlechten Bewertung der Bildqualität geführt haben. Lassen Sie mich aber zunächst etwas über das eingebaute Blitzlicht schreiben:
Bei einer Systemkamera lässt sich der eingebaute Blitz praktisch nicht auf alle möglichen Wechselobjektive optimieren. Wir bewerten nicht nur die Reichweite, sondern auch die Verteilung des Lichtes, insbesondere bei weitwinkligen Aufnahmen, die Wirkung bei Aufnahmen im Telebereich und die intelligente Dosierung des Blitzlichtes. Viele Sucherkameras lösen dieses Problem mit Bravour.
Bei der Bildqualität gibt es einige schwerwiegende Gründe, die zu einer insgesamt moderaten Bewertung führten. Sicherlich war es nicht die Auflösung, die wir schlecht bewertet haben und die bei vielen Testergebnissen einen viel zu großen Stellenwert innehat.
Zunächst waren die Bilder deutlich zu dunkel belichtet, was man mit manueller Korrektur oder mit der Hilfe eines Bildbearbeitungsprogramms allerdings ausgleichen kann, da die Kamera über genügend dynamischer Reserve in den dunklen Bereichen verfügt, aber man muss dies dann halt auch machen und kann sich nicht auf die Automatik verlassen.
Die Vignettierung der geprüften 18-70 Objektive war ungewöhnlich groß. Die meisten anderen Kameras haben hier wesentlich bessere Werte erreicht. Z.B. beim E1-System von Olympus werden die entsprechenden Daten vom Objektiv auf das Kameragehäuse übertragen. Hier besteht die Möglichkeit, dass die Kamera diesen Bildfehler automatisch kompensiert. Auch Sucherkameras der neuen Generation, wie z.B. die HP 707 verfügen über eingemessene Objektive, deren Daten in der Kamera gespeichert sind. Auch diese Daten werden zur automatischen Bildoptimierung herangezogen.
Makroaufnahmen waren mit den geprüften Objektiven praktisch nicht möglich und bei schlechten Lichtverhältnissen waren die Ergebnisse mehr als ernüchternd.
Hinzu kommen hässliche farbige Moiré-Effekte in den Aufnahmen, die eigentlich eine überwundene Kinderkrankheit der digitalen Photographie darstellen.
In unserem test-Kommentar unter dem Produktphoto, haben wir darauf hingewiesen, dass sich die D70 bei manuellen Eingriffen "achtbarer" schlägt. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass viele andere Kameras, vor allem auch Kameras mit fest eingebautem Zoomobjektiv, in vielen alltäglichen Situationen deutlich bessere Photos machen als die D70.
Wir haben auch nicht damit gerechnet, dass wir eines Tages ausgerechnet eine teure Spiegelreflexkamera wegen ihrer nur "befriedigenden" Bildqualität abwerten müssen. Bei der D70 war es jedoch der Fall. Wie gesagt bezieht sich das Urteil auf den automatischen Betrieb, aber auch bei manuellem Eingriff ist die Bildqualität der Kamera bei weitem nicht "sehr gut".
Es gibt viele Photoamateure, denen überhaupt nicht zum Lachen ist, wenn sie das erste Mal mit einer Olympus C8080 oder einer SONY F828 photographieren. Sie stellen fest, dass diese Kameras, wenn man von der Unmöglichkeit absieht, dass Objektiv zu wechseln, digitalen Spiegelreflexkameras deutlich überlegen sind. Zudem sind sie auch noch preiswerter. Die fest eingebauten Objektive sind in aller Regel allerdings makrotauglich, was man von Wechselobjektiven oft nicht erwarten kann.
Auch bei diesen hochwertigen Sucherkameras gibt es übrigens die Möglichkeit mit Tele- und Weitwinkelkonvertern zu arbeiten, um die Brennweite der fest eingebauten Objektive zu verändern. Das Licht für den Autofokus muss bei Kompaktkameras nicht aus dem Strahlengang ausgekoppelt werden, so dass der Autofokus auch bei ziemlich schlechten Lichtverhältnissen gut funktioniert, denn die Prozessoren und Chips sind inzwischen sehr viel leistungsfähiger und empfindlicher geworden. Dabei lässt sich interessanter Weise auch feststellen, dass die Autofokussysteme von Spiegelreflexkameras meist nicht optimal scharf stellen, womit der Auflösungsvorsprung den diese System haben in der Praxis oft zunichte gemacht wird.
Ich habe hier kein Plädoyer für Sucherkameras oder gegen Spiegelreflexkameras gehalten, sondern nur sachlich dargelegt, wie der Stand der Technik sich im Augenblick darstellt. Wer nicht mit Festbrennweiten und Systemkameras photographieren möchte, ist heute mit Kompaktkameras besser bedient, als mit Spiegelreflextechnik. Da können Sie sich gerne auch auf den Kopf stellen und weiterlachen, dass kann unsere hoch qualifizierten Prüfingenieure und auch mich nicht beeindrucken.
Ich hoffe, dass diese Antwort nicht zu unversöhnlich ausgefallen ist, ich hatte aber den Eindruck, dass ich ein wenig Aufklärung zu leisten hatte. Ich bin mir aber sicher, dass Sie mit einer D70 auch zufriedenstellende Ergebnisse erreichen können, nur nicht so einfach, wie mit unseren Testsiegern !
Mit freundlichen Grüßen
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