Eine "PRO DSLM" würde eben Objektive wie die bereits existierenden F-Mount Objektive nutzen. Da machen die 2cm einfach keinen Unterschied. Eine "extrem kleine" Kamera wird Nikon weiterhin konsequent mit der 1 anbieten.
So sehe ich das auch. Jedenfalls würde ich es so angehen, wenn ich Herr Nikon wäre.
Die umfassende Objektivkompatibilität war immer die große Stärke von Nikon. Unzählige Bestandskunden bauen darauf, ihre Objektive ohne große Einschränkungen weiterverwenden zu können. Zumindest eine Kamera, die mit motorlosen Objektiven kompatibel bleiben soll, ist mit Adapter kaum denkbar (da müsste ja der Motor im Adapter stecken, und dann wäre er wohl nicht schnell/stark genug - wobei ich mich gern vom Gegenteil überzeugen lasse).
Die Möglichkeit, Gehäuse kompakter bauen zu können, ist kein schlagendes Argument fürs flachere Bajonett; das macht viel weniger aus, als man denkt. Meist muss die fehlende Länge sowieso durch längere Objektivrohre ausgeglichen werden. Einen möglichen Vorteil gibt es nur für Weitwinkelobjektive - wobei hier auch schon wieder umstritten ist, ob längere Retrofokus-Konstruktionen für digitale Sensoren nicht sogar besser sind. Und zur Not hätte man selbst mit einem großen Auflagemaß noch die Möglichkeit, Hinterlinsen neuer Objektive weiter ins Gehäuse reinragen zu lassen.
Was auch immer am Ende kommt: Die Entscheidung, das F-Bajonett aufzugeben (selbst wenn es brauchbare Adapter auf das neue Bajonett geben würde), dürfte Nikon aufgrund seiner Firmengeschichte nicht leicht fallen. Und mit jedem Jahr, um das sich die Vorstellung eines neuen spiegellosen Systems hinauszögert, wird die Preisgabe des F-Bajonetts unwahrscheinlicher.
Nikon hat nun mal ein sehr großes System. Da ist eine gewisse Trägheit unvermeidbar. Schon der Übergang vom Gehäuse-Autofokus zum Objektiv-Autofokus hat viele Jahre gedauert; die Umstellung auf elektrisch gesteuerte Blenden hat gerade erst begonnen (an den allermeisten aktuellen Objektiven wird die Blende noch mechanisch geschlossen). Wie wahrscheinlich ist es, dass Nikon jetzt nochmal ganz neu anfängt und wieder die ganze Objektivpalette eneuert bzw. über Jahre dann in zwei Versionen anbietet? (Der Übergang zu Spiegellos wird sicher nicht in jeder Kundengruppe gleich schnell erfolgen. Die Porträt- und Landschaftsfotografen werden früher umsteigen als die Sport- und Pressefotografen. Auf keine Gruppe als Kunden kann Nikon verzichten.)
Ein neues Bajonett würde bedeuten, die Kunden der neuen professionellen Spiegellosen auf Jahre hinaus auf Adapterlösungen zu verweisen. Und das ganze Theater nur, um zwei Zentimeter am Auflagemaß zu sparen?
Nikon steckt in einer völlig anderen Ausgangslage als Panasonic/Olympus, Sony oder Samsung bei Einführung von deren spiegellosen Systemen. Die hatte gar keine bzw. nur eine kleine Zahl von Bestandskunden, auf die sie Rücksicht nehmen mussten. Da konnten sie es sich leisten, rein nach technischen Gesichtspunkten zu entscheiden und neu anzufangen. Nikon hat hingegen knapp die Hälfte aller Profifotografen der Welt und darüber hinaus Millionen Amateurfotografen im Schlepptau, die mehr oder weniger tief im System drinstecken. Für einen "Befreiungsschlag", wie Canon ihn damals mit Einführung des EOS-Systems gemacht hat, ist es in Bezug auf spiegellose Kamera schon zu spät. Und so schlecht ist das F-Bajonett ja nicht, dass man darauf nicht weiter aufbauen könnte.