... Zeiss selber bietet ja auch Stative für das Spektiv an (...) Man wird das wohl bei Zeiss auf die nötige Stabilität hin getestet haben und mir scheint, dass das Zeiss-(Manfrotto)-Stativ nicht unbedingt der obersten Stativedelklasse entstammt und es daher nicht unbedingt einer Systematic-Klasse von Gitzo etc. bedarf, um mit dem Spektiv sinnvoll arbeiten zu können. (...)
Manche Leute haben offenbar eine Vorliebe für Mutmaßungen.
Die Realität ist folgende: Die allermeisten Ornithologen haben keine Ahnung von Stativen und beachten nicht, dass sie sich mit ihren 30€-"Notenständern" die optische Leistungsfähigkeit ihrer >2.000€-Spektive vorenthalten. (Siehe auch meine oben verlinkten früheren Beiträge.) Wenn man ihnen sagt, dass ein gutes Stativ mit Kopf 500€ kosten kann, erntet man nur ungläubig aufgerissene Augen. (Aber eine simple Bereitschaftstasche für 100-200€ kaufen sie, ohne mit der Wimper zu zucken.)
Zeiss und Swarovski haben daher bei ihren umgelabelten Manfrotto- bzw. Velbon-Stativen einen Kompromiss gewählt und bieten Stative an, die zwar deutlich besser sind als der hama-Billigschrott, aber noch nicht zu teuer, zu groß und zu schwer für die in diesem Punkt sensible Kundschaft. (OK, für den prestigeträchtigen Markenschriftzug nehmen sie noch einmal einen netten Aufschlag im Vergleich zum Original...) Die "nötige Stabilität" ist hingegen durchaus nicht generell gegeben und hängt - wie schon erwähnt - vom konkreten Einsatz ab (z.B. Scheibenbeobachtung am windgeschützten Schießstand vs. Ringablesung auf dem Deich). Vielmehr würde das für Letzteres hinreichend solide Stativ im Laden einfach abschreckend groß und schwer aussehen und wäre daher praktisch unverkäuflich! Das alles habe ich mir übrigens nicht ausgedacht, sondern so vor Jahren mit einem Zeiss-Vertreter besprochen und in einem speziellen Fernglas- und Stativgeschäft auf Texel letztes Jahr vom Betreiber bestätigt bekommen.
Persönliche Erfahrung vor ein paar Wochen auf einer Freifläche: Ich war mit zwei Orni-Kollegen unterwegs, um auf ihrem Zug rastende Mornellregenpfeifer zu suchen. Schwierige Sache, denn die Vögel sind genauso braun gefleckt wie die umgebrochenen Äcker, auf denen sie stehen. Wir hatten unsere Spektive bei mäßigem Wind auf den Stativen und schauten. Allerdings bekam nur ich einen klaren Anblick, denn die beiden Kollegen sahen eher impressionistisches Gezitter und gaben sich daher abwechselnd Windschutz. Ihre Stative? Klar; Manfrotto 055 und 190 aus Alu.
Und wer zum 055 objektive Vergleichswerte braucht, weil ja nur Tests die Wahrheit sagen, sollte sich den legendären Beitrag der Twentse Vogelwerkgroep anschauen - zwar auf holländisch, aber gut verständlich:
http://www.tvwg.nl/testrapporten/statieven/statieven.htm.
(...) Nun gehe ich eher in Richtung Berlebach. (...)
Die beiden verlinkten Berlebachs gehen schon genau in die richtige Richtung. Allerdings weiß ich nicht, wofür Du bei Deinen Zwecken die Nivellierkugel benötigst - sie macht das Stativ knapp ein Pfund schwerer und über 50€ teurer. Als Kopfersatz taugt sie mit dem Spektiv definitiv nicht - been there, done that. Für Deinen Gebrauch wäre ein Drei-Wege-Neiger auf einem 302 oder 803 sinnvoller. (Zwei Wege würden für's Spektiv reichen, aber Du willst ja auch manchmal fotografieren.) Bei der Wahl zwischen zwei- und dreigeteilt scheiden sich die Geister. Ein 332/302 ist wirklich merklich zitterärmer als ein 832/803. Andererseits ist es beim Transport ein riesiger Komfortgewinn, wenn das Stativ nicht gar so lang ist. Zudem ist das 803 auch ziemlich leicht. Daher empfehle ich Dir, beide zu bestellen, mit Deinem Spektiv kritisch zu prüfen (möglichst auch im Wind!) und das für Dich geeignete Modell zu behalten.
Übrigens lässt sich, wie ich schon oft geschrieben habe, jedes Stativ auch im Spektiveinsatz deutlich stabilisieren, wenn man eine Last *über* die drei Beine hängt; siehe hier:
http://www.birdforum.net/showthread.php?t=229241 meine Beiträge #4, #12 und #14. Das kannst Du gleich mittesten.