Der Dynamikumfang ist nur eines von vielen Kriterien. Objektive und Zubehör sind weitere und eigentlich sind es nur Canon und Nikon, die einen so umfangreichen Objektiv- und Zubehörpark haben, so dass andere Marken trotz vielleicht eines etwas besseren Sensors für mich einfach nicht in Frage kommen.
Wenn man nun z.B. viele Objektive und Zubehör von Canon hat und sich an die Bedienung einer Canon gewöhnt hat, macht es keinen Sinn, alles zu verkaufen und auf eine andere Marke umzusteigen, denn die Unterschiede beim dynamic range sind für normale Motive bzw. Photographen eher marginal.
Etwas anderes ist es, wenn man völlig neu anfängt, aber dann hat man noch nicht so viel Wissen und Erfahrung, um eine sachkundige Entscheidung unter Beachtung vieler Kriterien zu treffen.
Eine Entscheidung, die heute logisch ist, kann morgen falsch gewesen sein, wenn beim Wettbewerb mal wieder ein anderer die Nase vorn hat. M.E. gibt es bei den Objektiven mehr Entwicklungspotential als bei den Bildsensoren und es ist eine Binsenweisheit, dass gute Objektive wichtiger sind als der Typ des Bodys. Bei Objektiven hat Canon genug Innovationspower, nur ist die Preispolitik bei neuen Objektiven verfehlt, sonst hätten die Fremdhersteller keine guten Karten. Die Preise sind nicht durch Entwicklungs- oder Fertigungskosten bedingt, sondern "politische" Preise.
Bei Canon und Nikon kann man sich sicher sein, dass diese auch noch in Jahrzehnten am Markt sind, was man bei einem "kleineren" Hersteller nicht weiß. Der Weltmarkt bei Digitalkameras ist seit Jahren stark rückläufig, auch bei den DSLR und irgendwann lohnt sich das Geschäft für "kleinere" Hersteller nicht mehr.
Ich persönlich glaube, dass Canon noch eine Weile seine veraltete Mikroelektroniktechnologie behält. Es ist schon erstaunlich, was Canon da noch alles heraus holt, z.B. bezüglich Megapixel, aber eigentlich gehört da nicht so viel dazu, wie viele denken, denn die Pixelgröße bei KB und Crop ist sehr groß im Vergleich zur Pixelgröße bei einer Kompaktkamera und bei diesen reicht auch die alte Technologie.
Der eigentliche technologische Sprung ist also nicht die kleinste Strukturgröße wie bei einem Mikroprozessor oder einem RAM, denn so etwas wie eine 14 nm-Technologie wie bei Intel wird bei einem Bildsensor gar nicht benötigt. Was die Strukturgröße betrifft, reicht eine Technologie, die 3 bis 4 Generationen zurück liegt.
Entscheidend für den dynamic range ist m.E., welches Metalloxid bei den MOS-Transistoren verwendet wird (MOS= metal oxide semiconductor). Dieses Metalloxid ist entscheidend dafür, wie viele Elektronen in Sperrrichtung noch fließen und das ist entscheidend für das Rauschen, denn Rauschen bedeutet, dass die Signalhöhe durch die eingefangenen Photonen in der selben Größenordnung wie das Grundrauschen liegt und genau das passiert bei wenig Licht. Bei einer Verstärkung in Form einer ISO-Erhöhung wird nicht nur das Nutzsignal verstärkt, sondern auch das Grundrauschen.
Bei einer älteren Mikroelektroniktechnologie wird als Metalloxid = Isolator einfach Siliziumdioxid verwendet, denn das lässt sich einfach prozessieren. Modernere Technologien verwenden Hafnium- oder Wolframoxid, aber diese sind schwer beherrschbar und können in alten Anlagen nicht prozessiert werden.
Für Canon bedeutet das, entweder viel Geld in die Hand zu nehmen, um ein Werk auf aktueller Technologie zu bauen (5...7 Mrd. Dollar) oder die Bildsensoren künftig bei einem geeigneten Lohnfertiger wie Global Foundries herstellen zu lassen. Wegen dem schrumpfenden Weltmarkt für DSLR und Kompaktkameras lohnt sich so eine Investition nicht, aber Canon stellt ja nicht nur Kameras her.
Vielleicht geschieht auch ein Wunder, dass Canon eine technologische Innovation gelingt, seine alte Technologie demgemäß aufzurüsten.
Ich möchte behaupten, dass 95 % der DSLR-Besitzer nicht durch die Technik von Body und Objektiven davon abgehalten wird, bessere Fotos zu machen. In der Regel ist der Fotograf der Flaschenhals und es ist ein verbreiteter Irrtum, dass teure Technik durch noch teurere Technik ersetzt werden muss, um endlich bessere Fotos zu machen. Viele User hier sind viel zu techniklastig und vernachlässigen, den Fotografen zu "qualifizieren".