Im Einsteigerbereich hat Canon da wohl eher Handlungsbedarf, ein Modell das preislich nochmal spürbar unter der R10 angesiedelt ist würde sicher viele ansprechen, die damit „nur“ nebenbei Erinnerungsfotos machen wollen, aber halt etwas mehr als ein Smartphone suchen.
Canon ist wohl anderer Meinung …
Ich auch.
Smartphone-Kameras werden immer besser - nicht zuletzt dank der Software in Kombination mit den rasant leistungsfähigeren Signalprozessoren dahinter.
Der Kompaktkameramarkt ist schon am Ende. So wird es den Kameras für die genannte Zielgruppe auch gehen. "Etwas mehr als ein Smartphone" heute - das ist das Smartphone nächstes Jahr, das wieder "eine viel bessere Kamera" hat - heißt: eine etwas bessere Kamera bzgl. Sensor und Optik und eine viel bessere Software auf einem entsprechenden fetteren Prozessor.
Die Nische von Dingen, die wirklich nur mit einer "richtigen" Kamera gehen, wird immer enger. (Wobei mit "gehen" gemeint ist, dass es für den laienhaften Betrachter gut genug aussieht.) Entsprechend krasser müssen sich die Kameras von Smartphones unterscheiden - durch Sensorgröße, Optiken und spezialisierte Rechenleistung.
Mit einem f/1.4er Objektiv an einem Kleinbildsensor kann man im Augenblick noch Sachen anstellen, die auch auf den ersten Blick anders aussehen, als das, was ein Smartphone kann. Mit einem 18-55 f/3.6-4.5 an APS-C wird es langsam eng.
Welche Möglichkeiten zeichnet eine DLSR/M ursprünglich denn aus?
- "Echte", d.h. nutzbare Auflösung. Braucht man für professionelle Anwendungen, Drucke, Werbung, ... Für Erinnerungen reichen Smartphonebilder längst.
- Low-Light: Japp, Großer Sensor mit sehr lichtstarkem Objektiv kann noch mehr als ein Smartphone. Wobei das mit KI-unterstützen Nacht-Modi erschreckend aufholt.
- Hintergrundsunschärfe: Wird dank Tiefensensoren und KI schon erstaunlich gut simuliert. Noch sieht man die Kanten und die KI haut mal daneben. Aber das wird besser.
- Extrem kurze Brennweiten: Hat sich erledigt. Der UWW-Modus besserer Smartphonekameras liegt irgendwo bei 11mm KB-Äquivalent.
- Extrem lange Brennweiten: Japp, da haben Smartphones durch die Tiefenbeschränkung der Optik noch zu kämpfen.
- Action: Hier geht es mehr um Serienbildgeschwindigkeit und Auslöseverzögerung als um den AF - denn der ist bei einem Smartphone wegen der großen Schärfentiefe sowieso unwichtig.
Kurz: Mit sehr hoher Lichtstärke / -ausbeute, sehr langen Brennweiten und sehr hoher Geschwindigkeit kann man sich noch vom Smartphone abheben. Alles nicht typisch fürs Einsteigersegment.
Deswegen wird es vermutlich keine "dreistelligen" RF-S-Kameras bei Canon geben. In einigen Jahren wird es noch sehr teure, sehr leistungsfähige, hoch spezialisierte DSLMs geben für Leute, die das brauchen / wollen und bezahlen können - und Smartphones.