[…] Was ist denn an der Leica M so besonders? Der Messsucher, das Handicap aus einer Zeit, bevor für Kameras mit Wechseloptik die SLR erfunden war? Worin soll da der Vorteil gegenüber zeitgemäßerer Technik liegen? […]
Es geht gar nicht so sehr um irgendeinen Vorteil. Oder wenn, dann um den, dass die Kamera einen einfach in Ruhe lässt. Und ehrlich gestanden genieße ich es, dass die M gar nicht erst versucht, es jedem Recht zu machen und jeden denkbaren Anwendungsfall abdecken zu wollen. Persönlich sehe ich es tatsächlich als Vorteil, dass das Menü der M kurz und übersichtlich ist, dass Video gar nicht erst eingebaut worden ist und ich bei verk***ckten Fotos nicht ständig rätseln muss, ob es an mir liegt, oder ob ich irgendeine Autofokus-Einstellung übersehen oder falsch eingestellt habe, oder ob der Hersteller irgendwas in der Software verbockt hat. Nein, ich weiß immer, dass es einzig an mir liegt (okay, manchmal kann auch der Messsucher verstellt sein
).
Und ehrlich gestanden, als riesigen Vorteil sehe ich, dass die Objektive meist deutlich kleiner sind als ihre AF-Entsprechungen. Macht in Summe fast immer eine kleine (leider nicht ganz leichte) Kombi, die im Falle der M10-P und M10-R einen flüsterleisen mechanischen Verschluss hat.
Doch, das alles schätze ich sehr an den M-Kameras, und ich bekomme es so bei keinem anderen Anbieter - und nein, auch Fuji kommt da nicht wirklich ran (wobei ich Fuji mag!).
Kann man das für „bekloppt“ halten? Vielleicht! Aber sind wir nicht alle ein bisschen bekloppt, dass wir uns immer noch mit so etwas „antiquiertem“ wie „Kameras“ herumschlagen, wo doch gefühlt 99% der Weltbevölkerung nur noch mit dem Smartphone fotografiert?
Würde ich eine „M“-Kamera eines anderen Herstellers kaufen, der mir das alles in einer deutlich günstigeren Form anbieten würde? Näher ansehen und ausprobieren würde ich sowas gerne - etwa wenn Voigtländer eine „Bessa“ mit Kleinbildsensor auflegen würde. Ob ich aber von Leica auf so eine Kamera wechseln würde, das käme vermutlich auf die Details an (Design, Haptik, Funktionen, Abbildungsleistung). Den roten Punkt muss ich jedenfalls nicht unbedingt an der Kamera haben.