#1 "Das Phänomen" realisierst du in Photoshop mittels der Tastenkombination Strl + l und dem dann dir angemessenen Zusammenschieben der Tonwerte. Oder weiland im Labor, in dem du ein passend hartes Papier unter den Vergrößerer geklatscht hast.
#2 Schönheit liegt sicherlich im Auge des Betrachters. Darüber lässt sich schwerlich streiten. Nur - wenn du die Qualitätsvorstellungen des Gros der Kunstvermittler, der Galerien, der Kunstgeschichte und des fachlichen wie auch des ganz normalen Publikums vergleichst mit denen des neuen DSLr-Fotoamateurs, schwerpunktmäßig vertreten hier in diesem Forum, wirst du gewisse Unterschiede in den Maßstäben feststellen.
Beispiele für erstere, also dem ästhetischen Mainstream, finden sich in den Museen in der Kunstgeschichte der letzten 10 000 Jahre. Die Avantgarde des DSLR-Fotoamateurs steht diesen Werken sehr kritisch gegenüber. Überall ausgefressene Lichter, abgesoffene Schatten ohne Ende. Besonders schlimm die Malerei der Renaissance und des Barock. Der versierte DSLR-Amateur wird allenthalben zeichnungslose Flächen oben und unten der Helligkeitsverteilung konstatieren. Das lag sicherlich an der mangelnden technischen Ausstattung damals, die Farben haben einfach nicht mehr Dynamik hergegeben.
Leider wurde es zu Anbeginn der Fotografie nicht besser. Abrisse in den Wolken ohne Ende und schlimmes Schwarz im Grunde der Tiefe, ein Trauerspiel sondergleichen. Ein besonders schreckliches Kapitel in der Geschichte der Ästhetik geht leider auf das Konto der Fotopapierhersteller der vordigitalen Ära. Es wurden doch in der Tat Produkte an den Fotografen gebracht, die den Abriss vorsätzlich verursachten und so die wunderschön öden Verläufe mit ihrer geradezu transzendenten Matsche zu vereitelten.
Zum Glück hat die Digitaltechnik dieser fatalen Entwicklung eine klares Stoppschild entgegengehalten. Schluss mit dem Abriss, Schluss mit der Pathetik der harten Kontraste, die Werke der Beispielthreads geben ein starkes Statement ab: Ein deutliches Ja zur Spannungslosigkeit, Langeweile ist das Maß, eine klares Nein zur Aussage. Einfach mal dem Nichts, der Nichtigkeit eine Stimme geben: Das ist ZEN. Das Rauschen in den Schatten und die Abrisse in den Tiefen, wer beides schafft...*
*Den Rest des Zitats habe ich leider vergessen. Stammt aus einem Songtext von Max Goldt.
** Ein Nachsatz: Teile des Textes enthalten starke Elemente der Polemik und des Sarkasmus. Die Forenregeln fordern, dies deutlich zu kennzeichnen, was ich hiermit tue.